Die Architektur des KERAMION

Die außergewöhnliche Architektur des KERAMION ist 1970/71 von dem Kölner Architekt Peter Neufert und dem Ingenieur Stefan Polonyi im Auftrag der CremerGruppe geplant und erbaut worden.
Dabei ist die Dachkonstruktion des Rundbaus das prägende Element. Der Stahlbetonschalenkörper besteht aus einer einschwingenden, kreisförmigen Schale mit einem Durchmesser von 32 Metern. Aus ihr stülpt sich über einen parabelförmigen Innenbogen ein nach oben auskragender Aufsatz. In ihn ist eine Lichtkuppel von fünf Metern Durchmesser integriert. Im Zentrum ruht das dünnwandige Dach auf fünf sich stark verjüngenden Pilzstützen, welche im Untergeschoss als Rundstützen ihre Fortsetzung finden. Neufert gestaltete die Silhouette in Form einer Töpferscheibe, die den inhaltlichen Bezug deutlich machen soll, da das Gebäude zur Unterbringung der bedeutenden Keramiksammlung von Dr. Gottfried Cremer diente.

Durch zwei Leitwände, jeweils mit blau bzw. grün glasierten KerAion-Platten verkleidet, wird der Besucher über eine langsam ansteigende Terrasse zum Eingang geführt. Die Leitwände setzen sich im Inneren des Hauses fort. Der eher distanziert wirkenden Vorderansicht steht eine völlig andere Wirkung im Inneren gegenüber. Hell, leicht und geradezu mediterran empfängt der obere Ausstellungsraum mit seiner Rundumverglasung aus wandhohen Glassegmenten den Besucher. Er öffnet sich nach Süden unverstellt in eine Grünanlage, deren Geländestrukturen und Baumgruppen der Architekt mit geplant hat.

Im Untergeschoss erhält der erste Ausstellungsraum Tageslicht durch die Lichtkuppel und ist von der Rundkonstruktion geprägt. Ein zweiter nachträglich erbauter Ausstellungsraum wird durch künstliche Beleuchtung erhellt.

Die architektonisch-künstlerische Qualität und die angewendete Schalenbauweise als prägende Entwicklung der Nachkriegsarchitektur sind ausschlaggebend für den Denkmalwert dieses Museumsbaus. Das KERAMION wurde 2002 unter Denkmalschutz gestellt. Es steht architektonisch in einer Reihe mit prominenten Stahlbetontragwerken der 1950er- bis 1970er-Jahre, wie beispielsweise dem Opernhaus in Sydney (Jorn Utzorn, 1957-1973) oder dem Empfangsgebäude des John-F.-Kennedy-Flughafens in New York (Eero Saarinen, 1956-1962).

Bauliche Erweiterung

Im Mai 2012 wurde ein Neubau für die Museumspädagogik eröffnet. Mit seiner Realisierung in Form eines attraktiven und effizienten eingeschossigen Flachbaus konnte Ende August 2011 begonnen werden. Das Bonner Architekturbüro Schröder und Schevardo entwickelte ein Gebäude als Stahlkonstruktion in Pfosten-Riegel-Bauweise, das Stilelemente des Keramion aufnimmt. So kennzeichnet nicht nur eine umlaufende Glasfassade das neue lichtdurchflutete Gebäude, auch die typischen Leitwände finden ihre Fortsetzung im Neubau. Wie die Museums-Keramikwände ist auch die neue Wand mit KerAion-Platten belegt. Erfreulicherweise konnten mit den so genannten Mexikoplatten ebenfalls historische Platten verwendet werden, die einen besonderen optischen Höhepunkt darstellen. Sie wurden 2005 beim Abriss der ehemaligen Steinzeugfabrik der Frechener Cremer & Breuer GmbH gerettet und halten nun am neuen Pavillon die Erinnerung an die frühere industrielle Nutzung des gesamten Geländes lebendig. Als Inspiration für die Motive der bläulich-grünlichen Fliesen, die an die Sonnensymbole der Azteken erinnern, dienten Mexiko und die 1968 dort stattfindenden Olympischen Sommerspiele.
Das neue Gebäude gibt im Gegensatz zur distanzierenden Wirkung der geschlossenen Vorderfront des KERAMION durch seine gläserne Fassade zur Dr. Gottfried-Cremer-Allee wie ein „Schaufenster“ den Blick frei auf das, was im Haus geschieht.

In Reminiszenz an die historische Vergangenheit und das denkmalgeschützte Hauptgebäude ist nun ein eigenständiger neuer Baukörper entstanden, der beide Gebäude im Einklang als ästhetisches Ensemble wirken lässt. Das Gelände zwischen den beiden Gebäuden hat an Attraktivität gewonnen und ergibt eine gute Präsentationsfläche für keramische Außenplastiken.

Für die Planung der den Bau bestimmenden Statik und die Ausführung konnte der Pulheimer Ingenieur für Architektur und Tragwerkplanung und ehemalige Polónyi-Schüler Thomas Knabben gewonnen werden.

Da der gesamte Neubau ebenerdig ist und die Zuwegung treppenlos, ist die Benutzung auch für Rollstuhlfahrer uneingeschränkt möglich. In Kombination mit einem barrierefreien WC ist die räumliche Erweiterung ein erster Schritt auf dem Weg, das Museum für alle Besucher ohne Beschränkungen nutzbar zu machen.